Dekontaminationswäsche. Was ist das und wozu?

Es taucht oft der Begriff einer Dekonwäsche im Netz auf. Aber wozu macht man sowas und was bringt es?

Generell sollte man sein Fahrzeug regelmässig waschen. Ich sehe leider immer wieder bei den Kundenfahrzeugen, dass diese viel zu selten gewaschen werden. Heutzutage stellen Bauart der Fahrzeuge, verwendete Materialien und viele andere Faktoren die Lacke vor gewisse Herausforderungen. Viele Hersteller verwenden daher ziemlich weiche Lacke, wobei es viele Abstufungen gibt.

Umweltauflagen und Kosten stehen ebenfalls im Raum und jeder weiss dass überall gespart wird. Das sind alles Gründe warum die Materialien und Lacke immer empfindlicher werden. Jeder der einen Vergleich zu früher hat, wird wissen dass es einen grossen Unterschied macht wenn man den Lack eines 25 Jahre alten Mercedes mit dem eines neuen Teslas vergleicht :wink:

Ohne zu weit ausholen zu wollen, die Empfindlichkeit der heutigen Lacke erfordert meist eine andere Pflege als noch vor 20 Jahren. Jeder weiss, wenn man sein Fahrzeug ausschliesslich regelmässig durch eine Waschanlage schiebt, dass die Lacke dabei stark zerkratzen, ausbleichen, matt und stumpf werden.

Zum einen hängt das mit der Reinigungsmethode der Waschanlage zusammen, damit wie oft und wie gut die Bürsten gereinigt und erneuert werden, aber auch mit der verwendeten Chemie. Der Waschanlagenbetreiber möchte ja auch sicherstellen dass die gewaschenen Fahrzeuge auch wirklich sauber werden. Das kann man entweder durch eine sehr starke Chemie oder starke mechanische Einwirkung sicherstellen. Natürlich auch durch die Kombination von beidem.

Nicht nur die Waschanlage wird im laufe der Zeit Spuren hinterlassen, auch die Umwelt. Sonneneinstrahlung steht hier sehr im Vordergrund. Hier kurz zwei Beispiele wie so ein gelittener Lack aussehen kann. Auf der rechten Seite sehr gut zu erkenne, der alte, verwitterte Lack, links wurde der alte Lack abgetragen durch einen Anschliff und poliert:

Auch auf diesem Foto ist ein richtig stumpfer Lack zu sehen:

Von Glanz kann hier absolut nicht mehr die Rede sein. Nach einer guten Politur sieht das dann so aus: (links poliert, rechts unbehandelt)

Um diesen Zustand zu schützen und zu erhalten, kann man verschiedene Versiegelungen verwenden. Vom klassischen Wachs, über Polymerversiegelungen, bis hin zu high end Produkten wie einer Keramikversiegelung oder Graphenversiegelung.

Bei organischen Verschmutzungen (Vogelkot, Insektenrückstände, Baumharz usw.) die auf dem Lack landen, können Verätzungen entstehen. Diese Verätzungen stellen eine Klarlackbeschädigung dar, die nur durch Abtrag (Politur) einer dünnen Schicht Klarlack möglich ist. Da es sich dabei aber immer um einen Abtrag des Lackes handelt, ist dies nicht unendlich oft möglich. Um so eine Verätzung zu vermeiden, sollte das Fahrzeug regelmässig gewaschen werden.

Bei den heutigen, empfindlichen Lacken, leider häufiger. Wie sowas aussieht, wenn diese Verätzungen stattgefunden haben und sich durch eine Fahrzeugwäsche kein Unterschied einstellt, könnt ihr hier sehen:

Hier z.B. seht ihr Verätzungen durch eine starke Chemie bei der Wäsche entstanden sind:

Eine gute Langzeitversiegelung hilft bei der Pflege an dieser Stelle, enorm! Sie vergrössert das Zeitfenster welches zur Verfügung steht um die Verschmutzungen zu entfernen ohne dass eine Verätzung stattgefunden hat.

Ein weiterer Vorteil ist, dass im Falle einer starken Verätzung, diese in der Versiegelung stattfindet, nicht im Lack. Man kann die Versiegelung abtragen, ohne den Lack abtragen zu müssen. Eine neu aufgetragene Versiegelung schützt dann erneut.

Eine Langzeit-Lackschutzversiegelung wie eine Keramikversiegelung hat unter anderen Vorteilen auch einen “easy to clean” Effekt. Das heisst die Oberfläche lässt sich spielend leicht reinigen und Schmutz haftet nicht so stark auf der Oberfläche. Das hat zur Folge dass man zum einen keine zu starke Chemie einsetzen muss und auch keine zu hohe mechanische Einwirkung auf den zu reinigenden Lack benötigt um den Schmutz zu entfernen. Jeder der schon einmal ein versiegeltes Fahrzeug gewaschen hat, weiss was ich meine denn das ist in wenigen Minuten mit einem PH Neutralen Shampoo erledigt und die Mühe wie früher die Insekten von der Front zu kratzen, entfällt.

Ok, aber was ist jetzt eine Dekonwäsche? Verschmutzungen legen sich mit der Zeit auf die Versiegelung. Auch wenn die Versiegelung gewisse (und auch gut funktionierende) Selbstreinigungseigenschaften hat, wird dennoch immer ein leichter Schmutzfilm zurückbleiben. Auf Dauer gesehen können solche Verschmutzungen die Leistung der Versiegelung beeinträchtigen.

Bei einer Dekonwäsche wird das Fahrzeug mehrmals mit verschiedener Chemie behandelt um die Versiegelung frei von allen Verschmutzungen zu waschen. Da es sich dabei aber zum Teil um sehr heftige Chemien (Säure) geht, sollten diese Arbeiten von einem Aufbereiter oder Detailer erledigt werden. Hier ein Bsp.:

Ihr seht schon anhand des Schaumbildes dass es sich dabei um unterschiedliche Reiniger handelt. Auf dem ersten Foto wurde ein stark alkalischer Vorreiniger verwendet, auf dem zweiten ein stark sauerer Reiniger.

Eine Dokonwäsche ist also eine Wäsche bei der der Fahrzeuglack von allen Verunreinigungen dekontaminiert wird.

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mal eine blöde und dumme Frage….. es wird doch in den Waschstraßen Heißwachs verwendet… dieser Hartwachs bleibt doch ewig drauf ? Ich meine er wird nicht überall durch Witterungseinflüsse abrassiv entfernt werden…. so baut sich doch dann irgendwann mit jeder weiteren Wäsche Schicht für Schicht auf… inkl. dem Staub und Schmutz, der dann schichtenförmig eingeschlossen ist …………

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Es gibt keine blöden oder dummen Fragen, nur dumme Antworten :wink:

Du kannst so ein Wachs von einer Waschanlage nicht mit einer Keramikversiegelung oder ähnlichen Langzeitversiegelung vergleichen. Ein richtiges Wachs, welches händisch aufgetragen wird, verhält sich ganz anders wie eine Keramik. Diese Wachse oder auch Polymerversiegelungen legen sich nur wie eine Schicht auf den Lack, waschen sich nach kurzer Zeit wieder ab und bieten auch bei weitem nicht den Schutz wie eine Langzeitversiegelung. Eine Langzeitversiegelung, wie eine Keramikversiegelung verbindet sich chemisch mit dem Lack. Dieser Prozess dauert mit unter eine Woche bis er komplett abgeschlossen ist.

In dieser Zeit darf das Auto ruhig nass werden, gefahren werden usw. Es darf nur nicht gewaschen werden. Nach dieser Woche ist der Verbindungsprozess komplett abgeschlossen und die Versiegelung hat sich komplett vernetzt. Dadurch hält sie Jahrelang im Gegensatz zu einem Wachs.

Diese Waschanlagenwachse bringen nur sehr kurzzeitig einen optischen Effekt. Hier findet weder eine Vernetzung, noch irgend eine stärkere Haftung statt. Ich würde sowas nicht einmal als Versiegelung bezeichnen sondern als Marketing :wink:

Sowas hält auch nicht bis zur nächsten Autowäsche sondern wäscht sich nach sehr kurzer Zeit wieder ab. Ein richtig gutes, hochwertiges, von Hand aufgetragenes Wachs hat eine Standzeit von wenigen Monaten (je nach Benutzung des Autos denn ich finde die Haltbarkeitsangabe in Zeitform schlecht. Besser wären KM Angaben).

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Da es keine dummen Fragen gibt: Was sorgt denn konkret dafür, dass so ein Wachs sich ablöst. Wenn du schreibst, eine Haltbarkeitsangabe in Kilometer wäre sinnvoller, dann klingt es für mich (vereinfacht gesagt) so, als würde der Fahrtwind das Wachs runterpusten. Wenn das Auto draußen steht und über Wochen nicht bewegt wird, hält das Wachs ohne Regen doch vermutlich genauso so lange wie bei einem Auto dass in der gleichen Zeit bei trockenem Wetter durch die Gegend fährt, oder? Also zumindest würde ich vermuten, dass Wachs hauptsächlich durch Regen (und mechanische Einwirkung, die man bei einem Auto aber grundsätzlich vermeiden sollte :sweat_smile: ) abgetragen wird. Und da macht es dann vermutlich einen Unterschied, ob der Regen im Stand auf das Auto fällt oder auf der Autobahn auf ein 200 km/h schnelles Auto platscht, aber dieser Umstand lässt sich ja auch nicht wirklich über die gefahrenen Kilometer seit Auftragen des Wachs darstellen…?

Mir ist es am Ende egal, ich will sowieso nicht wachsen, aber ich würde es gerne verstehen :upside_down_face: daher vielen Dank (auch im Voraus) für deine Erklärungen!

es sind viele Faktoren die für den Abtrag sorgen. Extreme Temperaturen, UV Strahlung generell, andere Umwelteinflüsse wie Regen usw. natürlich auch. Du darfst auch nicht vergessen dass in der Luft gewisse Verschmutzungen enthalten sind die z.B. bei der Fahrt gegen den Lack kommen. Es prallen Insekten dagegen, Wasser bei Regen, Wasser welches auf das Auto geschleudert wird usw.

Viele äusserliche Verschmutzungen die ebenfalls den Lack berühren weil sie vom Auto selbst hochgeschleudert werden, Schmutz der von anderen Fahrzeugen auf das eigene geschleudert wird usw.

Und wie schon gesagt, Wachs ist die schwächste Möglichkeit einen Schutz aufzutragen. Das hält wirklich so gut wie nichts aus. Es gibt aber auch bei einem Wachs Qualitätsunterschiede. Es ist aber nicht mehr so verbreitet wie z.B. eine Polymerversiegelung (früher unter der Bezeichnung “Nanoversiegelung” vermarktet worden) oder gar einer Keramikversiegelung. So eine Keramik ist schon wirklich etwas feines wenn es um Lackschutz geht. Die Versiegelung spielt in einer ganzen anderen Liga als ein Wachs oder gar eine Polymerversiegelung.

Nur mal so am Rande: Wenn Du einen weichen Lack hast, können sogar Insekten mit einem Harten Panzer, die bei sehr hohen Geschwindigkeiten gegen die Haube oder Frontschürze prallen, einen Lackschaden hinterlassen!

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